Manchmal sitzt du vor einem leeren Blatt und hast keine Ahnung was du zeichnen sollst. In diesem Beitrag stelle ich dir drei Wege vor, wie du sehr einfach viele neue Ideen zum Zeichnen findest. Dabei zeige ich dir sogar mehrere Alternativen, die sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene geeignet sind.
Weg 1: Ein Motiv mit verschiedenen Materialien zeichnen
Sicher gibt es etwas, in dem du besonders gut bist. Vielleicht gibt es ein Motiv, das dir besonders liegt oder das du gern magst. Das kann alles sein: Landschaften, ein Porträt, Tierzeichnungen oder auch Abstraktes. Setze dein Motiv zuerst mit deinen gewohnten Zeichenmaterialien um, an die du schon gewöhnt bist. Vermutlich wird dich das Ergebnis nicht überraschen. Sowohl das Motiv als auch das Material sind dir schließlich vertraut.
Doch Kreativität lebt von ständiger Veränderung. Wie wäre es also, wenn du deinen Status Quo mal auf den Kopf stellst?
Bei dieser Idee geht es darum, dein Motiv mit verschiedenen Zeichenmaterialien umzusetzen.
Zeichne also dasselbe Motiv nun mit anderen Materialien. Fiel deine Wahl am Anfang vielleicht auf den Bleistift? Dann möchtest du dich vielleicht an Kohle oder auch an Tinte versuchen.
Durch die Veränderung deiner Zeichenwerkzeuge oder Farben verändert sich auch das Ergebnis. Vielleicht fallen dir so noch ganz andere Dinge ein, die du mit einem dieser Zeichenwerkzeugen umsetzen möchtest. Und schon hast du etliche neue Ideen zum Zeichnen gefunden!
Für Fortgeschrittene: Mische unterschiedliche Utensilien!
Hat dir dieser Weg gut gefallen? Dann kannst du einen Schritt weiter gehen: Beschränke dich nicht auf eine Art von Zeichenwerkzeugen. Warum solltest du ein Bild nicht mit Tinte anfangen und mit Aquarellfarben beenden? Gerade die Mischung kann interessante Ergebnisse und natürlich auch neue Ideen hervorbringen.
Übrigens musst du nicht zwangsläufig bei nur einem Motiv bleiben. Die Möglichkeiten, die dir die einzelnen Zeichenwerkzeuge eröffnen, lassen sich ganz gut an einem einzelnen Motiv erkennen. Aber du kannst genauso gut auch andere Motive wählen. Wichtig ist nur, dass du dir den Raum gibst, neue Wege zu erkunden.
Weg 2: Probiere einen neuen Zeichenstil aus
Die zweite Idee ist ähnlich. Nur, dass du hier statt der Zeichenwerkzeuge den Stil wechselst. Möchtest du dich vielleicht an einem Bild im Jugendstil versuchen, Pop-Art schaffen oder ein Werk im Stil des Kubismus kreieren?
Dieser Ansatz kann dir leicht viele Ideen fürs Zeichnen liefern. Schließlich musst du erst einmal wissen, was für Stile es gibt, um einen auswählen zu können. So lernst du jede Menge Kunstrichtungen kennen, von denen du vielleicht noch nie gehört hast. Denn während Romantik, Surrealismus und Expressionismus sicher jeder schon mal gehört hat, sind spezifischere Richtungen wie Tonalismus, Camaieu oder Cloisonismus vielleicht weniger bekannt.
Hast du am Anfang Schwierigkeiten, die Stile für deine eigenen Motive umzusetzen, kannst du sie auch erst einmal kopieren. Das heißt, du schaust dir einige Vertreter des Stils an, wählst eines ihrer Werke aus und zeichnest dieses nach. So erlangst du nach und nach immer mehr Verständnis für den Stil. Später kannst du ihn dann leichter auf deine ganz eigenen Arbeiten anwenden.
Genau wie beim ersten Weg kannst du natürlich auch mehrere Stile miteinander mischen. Wie wäre es mit einem Bild, das vom Hyperrealismus in Hard Edge übergeht? Oder eine Kombination von Tachismus und Pointillismus? Deinen Möglichkeiten sind hier keine Grenzen gesetzt!
Für Fortgeschrittene: Eine Reise abseits ausgetretener Pfade
Wenn du nach Kunst- oder Zeichenstilen suchst, wirst du meist deutsche, europäische oder US-amerikanische Stile vorgeschlagen bekommen. Vielleicht findet sich irgendwo noch ein Hinweis auf russische Ikonen. Doch du wirst nur schwer Stile anderer Länder finden. Dabei haben Afrika und Asien viele wirklich außergewöhnlich schöne Kunstrichtungen zu bieten, die sich von unseren unterscheiden!
Eine kleine Alternative zum zweiten Weg ist deshalb, speziell nach Kunstrichtungen anderer Länder zu schauen. Sicher werden dir einige davon vertraut sein. Japanische Tuschezeichnungen oder chinesische Kalligrafie etwa dürften den meisten Leuten ein Begriff sein. Doch du kannst leicht auch in anderen Ländern Ideen für deine Zeichnungen finden.
Indische Mithila-Malerei oder Miniaturbilder, uli-Wandmalereien aus Nigeria, ghanaische Sargkunst oder thailändische Votiv-Tafeln aus der Dvaravati-Zeit: Kunst hat viele Facetten, die dir beim Zeichnen leicht neue Ideen liefern können. So kannst du eine künstlerische Reise durch die Welt, einen Kontinent oder die Epochen eines bestimmten Landes unternehmen und wirst viele Motive, Techniken und Zeichenmittel entdecken.
Weg 3: Verliere dich im Detail
Vielleicht sind dir die bereits genannten Ideen zu umständlich, weil du erst suchen musst, um das Passende für dich zu finden. Und auch wenn du am Ende nicht nur eine Idee hast, sondern Dutzende, geht erst einmal jede Menge Zeit verloren. Vielleicht möchtest du deine Zeichenideen leicht und schnell finden, so dass du sofort loslegen kannst. Dafür sind Detailstudien ein sehr guter Weg zu neuen Ideen beim Zeichnen.
Bei einer Detailstudie suchst du dir eine ganz bestimmte Sache aus, die du dann öfter zeichnest. Das können einfach mehrere Zeichnungen einer Sache aus unterschiedlichen Perspektiven sein, um die dreidimensionale Abbildung dieser zu studieren. Es können aber auch Abbildungen einzelner Zeichenschritte sein oder Variationen von Posen oder Ansichten. Einige Beispiele für Detailstudien wären:
- Bei Menschen: Augen, Gesichter, Hände, Füße, Haare usw.
- Bei Tieren: Fell, Vogelschnäbel, Formen in Bewegung
- Bei Gegenständen: Oberflächen-Materialien wie Stoffe oder Metall, Perspektive, Schattenwurf
Das Gute an Detailstudien ist, dass du sie überall zeichnen kannst. Gerade wenn es um Menschen geht, kannst du schnell ein Foto von dir machen und damit üben. Ansonsten können dir sicher auch Freunde helfen oder du findest Vorlagen online. Referenzen hast du also immer zur Hand.
Für Fortgeschrittene: Verfremdung von Bekanntem
Hast du schon Dutzende von Detailstudien gezeichnet? Du könntest nun neue Ideen durch die Verfremdung deiner gezeichneten Motive bekommen. Beginne dazu dein Bild ähnlich wie bei einer Detailstudie, indem du dir einen Gegenstand zum Üben aussuchst. Jetzt überlegst du dir einfach, wie du deine Zeichnung zu etwas Besonderem machen kannst.
Hast du dich beispielsweise für ein Auge entschieden, kannst du mit verschiedenen Spiegelungen in der Pupille spielen. Dort kannst du ganze Szenen unterbringen! Genauso kannst du auch Teile des Auges verfremden: Wimpern werden so zu Federn, die davonfliegen. Augen-Make-up wird zu einer ausgefallenen Landschaft oder einem abstrakten Gebilde.
Beschäftigst du dich gerade mit dem Fell eines Tieres, dann kannst du dort Frisuren unterbringen, die du so in der Natur nie sehen würdest. Oder vielleicht ersetzt du es auch durch andere Oberflächen wie Schuppen oder die ledrige Haut eines Alligators.
Wichtig bei diesem Weg ist, dass du aus einem einfachen Objekt etwas Besonderes machst. Hierbei kannst du ruhig aus deinem ganzen Repertoire schöpfen und Verrücktes erschaffen!
Ich wünsche dir viel Spaß bei der Umsetzung und freue mich, dich auf deinem kreativen Weg ein Stück begleitet zu haben!
Dein DrawTut!